Kopfschmerzen und Schwindel.



 Ein wirklich interessantes EKG-Beispiel.

 

1. Es sind geordnete Kammerkomplexe erkennbar. 

2. Die mittlere ventrikuläre Frequenz beträgt etwa 60 – 70/Minute.

3. Die Kammerkomplexe sind teilweise schmal und teilweise auf mind. 120 msverbreitert.

4. Mit Ausnahme eines Komplexes (rot markiert) ist die Kammeraktivität regelmäßig! Das sieht auf den ersten Blick anders aus, bei genauer Messung erkennt man jedoch keine größeren Abweichungen der RR-Intervalle.

5. Es ist eine geordnete Vorhofaktivität mit monomorphen P-Wellen und einer Frequenz von etwa 60– 70/Minute erkennbar.

6. Auf jede P-Welle folgt ein Kammerkomplex, einem einzelnen Komplex (rot markiert) geht keine eindeutige P-Welle voraus. Für alle übergeleiteten P-Wellen liegt die PQ-Zeit unter 200 ms und ist konstant.

 

Wie sind diese Beobachtungen zu interpretieren?

 

Zunächst der “arrhythmische Bereich“: Hier fällt ein einzelne rKammerkomplex vorzeitig in einen ansonsten regelmäßigen Rhythmus ein – es handelt sich also um eine Extrasystole (rot markiert). Da die QRS-Dauer hier unter 120 msliegt, muss der Ursprung oberhalb der His-Bündel-Aufzweigung liegen. Eine ganz eindeutige P-Welle ist nicht erkennbar, der negative Ausschlag am Ende der vorherigenT-Welle(hellblau markiert) könnte jedoch einer atrialen Erregung entsprechen. Im restlichen Bereich des Rhythmusstreifens liegt bei regelmäßigen und monomorphenP-Wellen mit einer AV-Überleitung von 1:1 ein Sinusrhythmus vor. 

 

Nun geht es also um die Kammerkomplexe: Hier treten sowohl schmale (gelb markierte) wie auch verbreiterte (orange markierte) QRS auf. Die Vermutung, dass es sich bei den breiten Komplexen um ventrikuläre Extrasystolen handeln könnte, ist bereits widerlegt (regelmäßige RR-Intervalle und P-Wellen auch vor den verbreiterten Komplexen). Bei genauerer Untersuchung fällt auf, dass die verbreiterten Komplexe eine Linksschenkelblock-Morphologie zeigen. Daraus ergibt sich der Verdacht, dass der linke Tawara-Schenkel eine längere Refraktärzeit als der Rest des Leitungssystems hat und damit hier eintreffende Impulse intermittierend blockiert werden. Es handelt sich um einen intermittierenden Linksschenkelblock.

 

Die Diagnose: Normofrequenter Sinusrhythmus, AV-Überleitung 1:1 mit einer konstanten PQ-Zeit < 200 ms. Supraventrikuläre Extrasystole mit voller kompensatorischer Pause. Intermittierender Linksschenkelblock, für die übrigen Kammerkomplexe Linkslage, verzögerte R-Progression in V1-V4, R/S-Umschlag verspätet bei V4/V5, keine S-Persistenz, keine Zeichen einer akuten Ischämie, QTcnicht verlängert.